Selbstorganisation, Flexibilität und Digitalisierung verändern zunehmend unsere traditionelle Arbeitswelt, was Unternehmen, seine Mitarbeiter sowie den Markt der Weiterbildungsanbieter vor die ein oder andere Herausforderung stellt und andererseits zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnet.
Im Rahmen der Spinnsession zum Thema “Zukunft der Weiterbildung” lud ich die Teilnehmer ein, die Diskussion aus der Mitarbeiter-Perspektive zu verfolgen, um gemeinsam zu beleuchten und zu diskutieren. Welche Bedeutung ausgewählte Megatrends für Mitarbeiter haben und welche Chancen und Herausforderungen sich bieten.
MEGATREND NEW WORK – ODER: “BIN ICH RICHTIG UNTERWEGS?”
Tolle Räumlichkeiten inspirieren Mitarbeiter aktuell in vielen Unternehmen und laden ein, gemeinsam kreativ zu sein. Die Mitarbeiter genießen neu gewonnene Freiräume der Arbeitswelt 4.0, sind online und offline gut vernetzt und organisieren sich selbstständig im Team, um ihr Arbeitsumfeld optimal zu gestalten. Und schon sprudeln die Ideen und Mitarbeiter entwickeln effektiv und zielorientiert innovative Lösungen?
Das Eintauchen in New Work – in diese flexible, selbstbestimmte und digitalisierte Arbeitswelt – ist kein Selbstläufer, denn allzu oft befinden sich Mitarbeiter im Spannungsfeld von
- Kontrolle – durch das Unternehmen oder Vorgesetzte
- Abwechslung – durch vielfältige Tätigkeiten oder Wissensbereiche
- Sicherheit – eines festen Arbeitsplatzes oder Einkommens.
Entscheidend wird sein, dass Unternehmen sich zunehmend darauf konzentrieren, ihren Mitarbeitern Orientierung zu geben, ob sie richtig unterwegs sind und durch Reflexion und regelmäßiges Feedback zu unterstützen, die eigenen Talente klar zu erkennen. Mit der Klarheit um ihr individuelles Potenzial werden Mitarbeiter bestärkt und befähigt, ihre Ressourcen zielführend bei den passenden Gelegenheiten einzubringen.
MEGATREND GIG-WORKING – ODER: “WELCHE HALBWERTSZEIT HAT WISSEN?”
Durch vernetztes Arbeiten entfaltet sich nicht nur das persönliche Netzwerk, sondern der Mitarbeiter erhält die Gelegenheit, eine breite Wissensbasis aufzubauen – sowohl im eigenen Unternehmen oder indem er mit und bei anderen Unternehmen lernt.
Heute ergänzen Unternehmen die eigenen Kompetenzen häufig mit Hilfe der Vergabe von kleineren Aufträgen an unabhängige Selbständige oder Freiberufler – die sogenannten Gig-Worker.
Während dieses Vorgehen unternehmensintern nicht immer auf positive Resonanz stößt und sich unter den Mitarbeitern oftmals Sorge oder Angst um verlorengegangenes Wissen ausbreitet – insbesondere wenn der zeitlich begrenzte Auftrag des externen Mitarbeiters endet und Alltagsprobleme schnell gelöst werden wollen – öffnen sich für die Mitarbeiter durchaus eine Vielzahl an Optionen, das eigene Wissen aufzufrischen, Lücken zu schließen oder sich neue Qualifikationen anzueignen.
Manches Unternehmen hat dieses Modell sogar bereits adaptiert und es entstehen interne Projektmärkte und “Gig-Working Pools”, in denen Mitarbeiter eigenständig Chancen und Kompetenzen abwägen können, wann oder wo sie gerne arbeiten möchten. Eingerahmt durch neue Organisationsstrukturen und moderne Arbeitszeitmodelle, sowie persönliche Flexibilität vorausgesetzt, kann der Mitarbeiter so von Projekt zu Projekt springen.
Gerade bei sich schnell verändernden Technologien heißt es, kontinuierlich am Ball zu bleiben, da bereits innerhalb weniger Jahre das einmal in Ausbildung oder Studium erworbene Wissen überholt ist und der Konkurrenzkampf der Wissensarbeiter nicht ausbleibt. Lebenslanges Lernen ist damit unumgänglich und muss dringend in der Unternehmenskultur verankert werden.
MEGATREND SILVER SOCIETY – ODER: “DA HAB´ ICH BOCK DRAUF!”
Ist Wissen und Lernen nur was für Junge? Weit gefehlt! Vor allem die Mitarbeiter der Generation 50+ möchten mehr Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen und wünschen sich eine bessere Verzahnung von Jung und Alt. Viele Mitarbeiter sind selbst nach vielen Berufsjahren hochmotiviert, stets Neues zu lernen, und geben gerne ihr Wissen und ihren Erfahrungsschatz an junge Kollegen weiter, um diese in ihrer weiteren Entwicklung zu unterstützen.
Wie viele Veränderungen der individuellen Lebensumstände kann jedoch auch der Eintritt ins Rentenalter einen Mitarbeiter durchaus in eine Starre versetzen. Daher wünschen sich viele, dass statt eines gefühlten Lebenseinschnitts – samt Gehaltseinschnitt – vielmehr ein gleitender Übergang geschaffen wird, der ihnen Freiräume im Arbeitsleben gibt.
FAZIT: “OWN YOUR CAREER”
Mit zunehmender Dynamik verändert sich unsere Arbeitswelt, starre Organisationsstrukturen lösen sich auf und neue generationsübergreifende Möglichkeiten des Lernens entstehen. Es ist ein hohes Maß an Eigenverantwortung gefragt, um die eigene Weiterbildung in die Hand zu nehmen. Es liegt letztendlich an dem einzelnen Mitarbeiter, sich neugierig und mutig auf seinen persönlichen Lernpfad zu begeben und Chancen aktiv zu ergreifen.
5 TIPPS FÜR DIE PERSÖNLICHE WEITERENTWICKLUNG
- Feedback einholen – von Vorgesetzten, Kollegen und Geschäftspartnern
- Eigene Talente erkennen – Zeit für Selbstreflexion einplanen
- Netzwerk aufbauen – innerhalb und außerhalb des eigenen Unternehmens
- Möglichkeiten nutzen – mutig sein, nicht perfekt
- Flexibel sein – jeden Tag etwas zum 1. Mal tun
Dieser Beitrag entstand im Workshop „Spinnsession: Zukunft der Weiterbildung“, der von Dana Arzani am 28. Mai 2019 im Innovationslabor JOSEPHS veranstaltet wurde.
Dabei moderierte ich als Mit-Gastgeber die Frage „Wie wirken sich die Megatrends New Work, Gig-Working und Silver Society auf Mitarbeiter in der Zukunft aus?“.
Herzlichen Dank für die vielen Impulse & inspirierenden Diskussionen!
Fotos: Alexandra Schlierf-Zühlcke